Prinzipien Sexualpädagogik


4. Inhalte der Sexualpädagogik

Im Vordergrund der Sexualerziehung steht die Stärkung der eigenen Identität, der Erwerb von Kompetenzen in Sprache und Kommunikation, Sachlichkeit, soziale und ethische Normen, Medien, interkulturelle und interreligiöse Kenntnisse sowie das Lernen durch Beziehung. Dabei wird Sexualität als etwas grundsätzlich Lebensdienliches und Aufbauendes dargestellt: als Identität stiftende Grundlage der Person, als Ausdruck von Liebe und Zeichen der Bindung, als Quelle des Lebens und des Glücks.
Inhaltliche Schwerpunkte der Sexualpädagogik sind:

  • Sexualerziehung hilft den sich entwickelnden Kindern und Jugendlichen zu verstehen, was in ihrem Körper geschieht. Dies betrifft nicht nur die Entwicklung der Sexualorgane und die Veränderungen im Hormonhaushalt, sondern auch den Auf- und Umbau des Gehirns sowie die veränderte Wahrnehmung der Umwelt. Begleitendes Persönlichkeitstraining kann gegen Verunsicherung und Ängste stärken und hilft, Sexualität als eine Ressource für Entwicklung und Entfaltung zu entdecken.
  •  Über den natürlichen Ablauf des weiblichen Zyklus wird informiert. Die Mädchen lernen dabei ihre Weiblichkeit und ihre Fruchtbarkeit schätzen. Liebe und Fortpflan-zung werden in ihren natürlichen und kulturellen Zusammenhängen erarbeitet und die Verantwortung von Mann und Frau für die Entstehung und die Entwicklung einer neuen Familie betont. Auch die Jungen lernen ihre erwachende Fruchtbarkeit und ihre Männlichkeit schätzen. Unterschiedliche sexuelle Reaktionen beider Geschlechter werden vermittelt. Mädchen und Jungen machen sich Gedanken über einen verantwortlichen Umgang damit.
  • Das Bewusstsein der eigenen Fruchtbarkeit hat eine Schlüsselfunktion: Durch das Verstehen, Vater oder Mutter werden zu können, wird die Tragweite sexueller Aktivität erkannt und in die Verantwortung einbezogen.
  • Die Wahrnehmung eigener Gefühle, ihre Artikulation und ein achtsamer Umgang damit werden eingeübt. Dies betrifft grundsätzlich alle Gefühle, insbesondere aber sexuelle, die im Jugendalter entdeckt werden.
  • Lebensvisionen zu erarbeiten und zu besprechen trägt zu einem zielgerichteten Verhalten bei. Die Bedeutung von Liebe und Hingabe wird grundlegend erarbeitet.
  • Sexualität betrifft immer die Beziehung zu sich selbst und zu anderen. Daher ist ein wesentlicher Teil guter Sexualpädagogik die Förderung der Beziehungs- und der Sprachfähigkeit. Zunächst wird die Gestaltung von Freundschaften in angemessener Weise thematisiert. Um Verletzungen durch das Zerbrechen von Beziehungen vorzubeugen, wird auch der Wert einer verlässlichen, treuen und liebevollen Partnerschaft erarbeitet. Die Ehe zwischen Mann und Frau als der beste Schutz-raum für gelebte Sexualität und für das Aufwachsen von Kindern kommt dabei zur Sprache.
  • Der junge Mensch lernt verstehen, dass Sexualität lebensphasenspezifischen psychischen Motivationen unterliegt und sich im Lauf des Lebens verändert.
  • Sexualpädagogik erläutert das biologische und kulturelle Mann-Frau-Verhältnis und vermittelt ein lebenswertes Bild beider Geschlechter. Vaterschaft und Mutterschaft werden als sinnvolle und gleichermaßen verantwortungsvolle Aufgaben vorgestellt. Die Kernfamilie (Vater, Mutter, Kind/er) wird dabei als Regel betrachtet, weil sie sowohl der Herkunft als auch der Sehnsucht der Heranwachsenden entspricht.
  • Sexualpädagogik stellt verschiedene sexuelle Orientierungen altersgemäß vor, entsprechend ihrer realen Verteilung in der Bevölkerung. Minderheiten werden weder diskriminiert noch idealisiert, Mehrheiten weder unterschlagen noch abgewertet. Vermittelt wird die Achtung vor der jeweiligen Person.
  •  Mit dem Leid von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund familiärer Brüche unter seelischen Verletzungen leiden, wird behutsam umgegangen. Es wird in geeigneter Weise angesprochen und nicht relativistisch bagatellisiert.
  • Zu Themen wie Teenagerschwangerschaften und sexuell übertragbare Infektionen wird informiert, ohne sie zum Schwerpunkt des Unterrichts zu machen.
  • Sowohl die körperlichen und seelischen Risiken verfrühter sexueller Aktivität und promisken Verhaltens als auch die Bedeutung von Warten bzw. Verzichten (Triebsublimation) werden thematisiert.
  • Die Entwicklung des ungeborenen Kindes ab der Zeugung wird in Wort und Bild dargestellt. Dabei werden auch die körperlichen und seelischen Folgen einer Abtreibung altersgemäß aufgezeigt.
  • Eine sachliche Darstellung aller Familienplanungsmethoden und ihrer Auswirkungen auf Frau und Mann und die Partnerschaft erfolgt entwicklungsgemäß. Wirkungen und Nebenwirkungen von Verhütungsmitteln werden altersgerecht beschrieben.
  • Rechtliche und persönliche Grenzen werden thematisiert, um Orientierung zu geben und sexualisierter Gewalt vorzubeugen. Die eigenen Grenzen zu benennen und Nein zu sagen wird eingeübt (Selbstbehauptungstraining).
  •  Sexualerziehung behandelt sowohl die Hygiene des Körpers als auch die der Seele, z. B. die Meidung von Pornografie, Telefonsex, Sex als Ware etc.
  • Sexualpädagogik stärkt die Medienkompetenz. Realität und Fiktion werden gegenübergestellt. Jugendliche erhalten Hilfe, um ihr Mediennutzungsverhalten im Hinblick auf ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung und ihre Lebensziele kritisch zu hinterfragen, insbesondere vor dem Hintergrund der beziehungsfeindlichen Wirkungen von Pornografiekonsum. Auf Suchtprävention wird geachtet.